STEVEN SODERBERGH ÜBER »THE INFORMANT!«

Der gute Böse


Der Film zum Interview

Steven Soderbergh über die Entscheidung, aus »The Informant!« eine Komödie zu machen und was er an Matt Damon mag.

Warum haben Sie sich für die Komödienform entscheiden?

Für mich liegt der humoristische Kern darin, dass der korrumpierte Vizepräsident eines Nahrungsmittelkonzerns so hart daran arbeitet, vollkommen unschuldig zu wirken und dabei sich selbst und andere immer tiefer reinreitet. Ab einem bestimmten Punkt im Buch, spätestens wenn Whitacre dem FBI eröffnet, dass er den Konzern selbst um ein paar Millionen erleichtert hat, war mir klar, dass das Publikum so oder so lachen würde. Warum dann nicht gleich eine Satire daraus machen? Whitacre stiehlt von einer Firma, die andere bestohlen hat. Im Grunde wäre er der ideale Kandidat für das Ocean Eleven -Team.

Was hat Sie an der Figur gereizt?

Whitacre war ein freundlicher Mensch. Das Ungewöhnliche an der Figur ist, dass er in der Geschichte gleichzeitig der Gute und der Böse ist.

Wie weit schweifen Sie im Film von der Faktenlage ab?

Ich wollte meine eigene Richtung in die Story bringen, so wie wir es bei Erin Brockovich getan haben. Die größte Veränderung ist, dass wir das Verhältnis zwischen dem Informanten und dem FBI Agenten ausgebaut haben. Außerdem haben wir für Whitacre einen Off-Kommentar geschrieben, der durch den Film führt. Normalerweise nimmt einen die "Voice Over" im Kino bei der Hand. Wir wollten einen Erzähler erschaffen, auf den man sich nicht verlassen kann.

Wenn man Ihre Filmographie anschaut, dann wechseln sich kommerziellere Studioproduktionen und Independent Filme regelmäßig ab.

Ich habe kein festes System. Diese Studioproduktion mit einem eher kleinen Budget kam für mich gerade zur rechten Zeit. Che , den ich zuvor gedreht hatte, war eine schwierige Produktion. The Informant! war dagegen die reinste Erholung.

Dies ist bereits das fünfte Mal, dass Sie mit Matt Damon arbeiten.

Matt Damon ist immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Das muss man ihm hoch anrechnen. Viele Menschen - nicht nur Schauspieler - erstarren nach ihrem ersten großen Erfolg und haben Angst, irgendetwas zu tun, was ihr erlangtes Ansehen diskreditieren könnte. Matt Damon - genauso wie George Clooney - sind als Intellektuelle viel zu ruhelos, um in diese Falle zu gehen. Sie interessieren sich für viele Dinge, freuen sich über ihren Erfolg, fühlen sich aber nicht an eine bestimmte Art von Film oder Rolle gebunden und machen sich keine Sorgen darum, ob die Leute ihnen folgen oder nicht. Und genau das sucht man als Regisseur. Einen Schauspieler, der keine Angst hat und sich vollständig auf die Transformation einlässt, so wie es Matt Damon in diesem Film tut. Er springt von der Klippe und schaut nicht zurück.

Interview: Martin Schwickert